Schiefe Schiefer

Nein, ich habe nicht weiter Mathematik betrieben und Dachneigung usw. berechnet ... 
Diese Überschrift steht im Zusammenhang mit der der heutigen weiteren Baubegehung. Alle waren da, fast alle: Harry von der Dachdeckerfirma, Bernie mit seiner Dachdeckertruppe, Silvia vom Architekturbüro und Stephan von der Kirche. Und ich. 

Es gab einen richtigen Rundgang - natürlich auf verschiedenen Ebenen. Ganz unten am Boden und etwas weiter oben, auf Leitern. Und dabei gab es eine ganze Menge zu entdecken. Aber der Reihe nach. 

Zuerst waren wir alle in der Kirche. Dort gab es eine besondere Inspektion der von innen-unten sichtbaren Querbalken, die vorn und hinten auf das Mauerwerk an den Giebelseiten auflaufen. Vor allem hinten in der Kirche ist die Wand ja sehr fleckig (weil feucht geworden) und die Frage war nun, ob die Balken, die von außen ja noch knusper wirken, auch innen wirklich noch halten, was sie versprechen. So ein bisschen ein mulmiges Gefühl hatte ich da ja doch ...
Bernie ist aber beherzt die Leiter hochgeklettert und hat sich das aus der Nähe betrachtet. Vor allem den dritten dunklen Balken von oben, den man hier sehen kann. Aus der Nähe ist zwar erkennbar, dass er im Lauf der Jahre Feuchtigkeit aufgenommen hatte, aber definitiv mittelfristig noch stabil ist. Sollte da (nach der nächsten Dekade oder so) doch Handlungsbedarf entstehen, gibt es Möglichkeiten, da helfend einzugreifen, ohne, dass man dem Dach wieder ans Leder - also ich meine: an die Schiefer - muss. Restaurierungsarbeiten mit chirurgischem Fingerspitzengefühl. Mal sehen, ob ich das noch erlebe ...

Weiter ging es dann draußen und dort genau am anderen Ende der Kirche. Hinten im Garten. 
Dort, wo die bunten Glasfenster im Mauerwerk eingelassen sind, ist die Giebelseite nach hinten etwas erweitert. Diese kleine Erweiterung ist ihrerseits auch mit einer Art "Minidach" ausgestattet. So sieht das von oben aus: 

Was in großem Ausmaß auf der Westseite des Kirchendaches zu sehen war, gilt in etwas kleinere Version auch für dieses kleine Dach: dort gibt es eine Menge schiefer Schiefer. Offensichtlich haben sie dort noch weniger Halt und wenn man sich vorstellt, dass sie dort auch mit so alten Nägeln hängen ... Da mussten heute doch alle nochmal besonders hinschauen. Das hat dann auch gleich Bernie erledigt, der sich wieder eine Leiter geschnappt hat. 


Es wurden Beweisbilder geschossen und ein Stück Beweismaterial gesichert. 



Dabei wurde dann deutlich, dass hier doch noch besonderer Handlungsbedarf besteht. 

Zum einen sind die Nägel wirklich genauso hin, wie auf dem großen Dach. Daher kann es gefährlich werden, wenn diese Schiefer akut ins Rutschen kommen und praktisch direkt in den Garten sausen. 


Dort, wo dann Lücken im Geschiefer entstehen, kann - ja, natürlich - Regenwasser eindringen, das dann an dieser Stelle munter ins Gemäuer plätschert. Und das direkt über dem Altar!!

Dass das schon jetzt alles nicht ganz dicht ist, haben Bernies Beweisstücke dann unmissverständlich offen gelegt. Seine Bilder zeigten schon, dass dort auch kleine Querlatten auf den Ziergiebel aufgelegt sind, die die Schiefer halten sollen. Eigentlich. Aber der Zahn der Zeit war hier ganz schrecklich am Nagen und daher sehen die Latten dort so aus: 


Dafür kann ich wirklich nichts! Aber Bernie sagte zurecht: Da hilft einfach reparieren nicht mehr. Woran sollen sich denn die neuen Nägel denn Bitteschön festhalten? 

Nachdem ich mit dem Innenbalken heute Mittag schon Schrecksekunden ausgestanden habe, bin ich bei der Aussage fast wirklich weiß um die Nase geworden. Ich hab mir immer nur gesagt "Es ist nur ein kleines Dach, ein ganz kleines Dach, wirklich kein großes Dach. Ein kleines bloß!". 

Harry, Bernie und Silvia waren ganz zuversichtlich, dass man da mit einer kleinen Nachplanung alles richten kann. Und bis sie nächste Woche mit den passenden Ideen wiederkomme, werde ich mir jeden Abend vor dem Einschlafen sagen "nur ein kleines Dach, wirklich nur ein kleines Dach ...". Hoffentlich hilft das meinen Nerven. 


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